Der Tamischbachturm

tamischbachturmDen klangvollen Namen hat der Tamischbachturm nicht von ungefähr; „tamisch“ ist die vor Ort umgangssprachliche Bezeichnung für wild und verrückt. Und tatsächlich können bei heftigen Niederschlägen die Bäche vom turmartigen Berg ganz „tamisch“ zu Tale stürzen.

Zurecht eilt der geometrisch anmutenden Pyramide der Ruf voraus, der schönste Aussichtsberg weitum zu sein. Ebenso gilt er als leichtester 2000er im Gesäuse, womit allerdings nur die Schwierigkeit gemeint ist. Denn ausreichende Gehfreudigkeit nötigt der „Tamische“ seinen Besuchern schon ab.

Apropos: Den Annalen nach stand im Zuge der Eröffnung der Ennstalerhütte am 15. August 1885 ein gewisser „Herr von Lürzer“, ein Gewerke aus Hieflau, zum 70sten Mal am „Fudschijama des Ennstales“. Aus diesem Anlass verlieh man dem Wegstück von der Hochscheibenalm zur Ennstalerhütte die Bezeichnung „Lürzersteig“.
Von der Ennstalerhütte kommend, lässt sich der Tamischbachturm über seinen Westkamm gemächlich ersteigen und bietet überaus schöne Rundumsichten. Der Aufstieg über die „kleine“ und die „große Schnecke“ und weiter über‘s Feldl und die Turmplan beeindruckt besonders im Frühsommer, wenn die gleichmäßigen Gipfelhänge in den satten Farben der Blumenmatten erstrahlen.
Etwas sportlicher kommt der Steig von der Hochscheibenalm über die Alblhöh‘ (Einmündung des Hieflauer-Steiges, Mountainbikestrecke) herauf. Zunächst gehts über das steile Waldstück des Lackenbodens in die ausgedehnte Latschenzone, zum Schluss weiter zur zweistufigen Gipfelflanke,  auch Jahrlingböden genannt, wo der Steig teilweise direkt an der Hochkar-Rampe zur Bergspitze leitet.
Die Nordwand, die sich in zwei von flacheren Schroffenflanken unterbrochene Felsstufen gliedert, ist die raue, die 1000 Meter hohe Seite des formschönen Tamischbachturms. Dr. Guido Lammer durchstieg am 9. August 1883 im Zuge der ersten touristischen Ersteigung die Nordwestflanke, Heinrich Pfannl und Theodor Maischberger wiederum bezwangen 1901 jene Gipfelwand, die in den 1960-Jahren ihre bislang einzige Winterbegehung durch Adi Huber aus Palfau über sich ergehen ließ. Aufgrund der besonders schlechten Felsqualität werden diese alten Touren heutzutage so gut wie nie begangen. Nordöstlich abfallend, trägt der weitere Kamm den Breitscheidenkopf und den Buttensattel, bevor er in den Steilkuppen der Almmauer endet.
Der 1764 Meter hohe Nachbarberg beendet die Buchsteingruppe als einsamster Gesäusegipfel, wohl deswegen, weil er nur auf unmarkierten Steigspuren und so nur mühsamen zu erreichen ist. Der Tamischbachturm bietet auch die einzige zu empfehlende Skitour in der gesamten Buchsteingruppe; Anstieg am besten über die Ennstalerhütte – Abfahrt durch die traumhaften Hänge zur Hochscheibenalm. Das berühmte Gipfelpanorama ist bei Sonnenunter- bzw. Aufgang ein besonders unvergleichliches Erlebnis.
(Quelle: Kren Ernst)

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